Stefan Horwege berichtet

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Stefan und Valerie Horwege berichten vom bisherigen Saisonverlauf: Franciacorta, Schleizer Dreieck, Hockenheim und Odenwaldring/Walldürn (nachfolgend in umgekehrter Reihenfolge erzählt)

Odenwaldring , Walldürn (08.06. – 10.06.)

Nach sieben Stunden Fahrt, Vollsperrungen auf der Autobahn mit Umleitungen über die Dörfer kamen wir um 9 Uhr morgens in Walldürn an. Einen Platz im Fahrerlager haben wir freigehalten bekommen, somit war das Ankommen sehr entspannt , auch da ich kein freies Training für den Freitag geplant hatte.

Training lief eigentlich gut (Startplatz im Mittelfeld), bis ich bemerkte,  dass mein linker Auspuff immer lauter wurde. Ein kurzer Blick nach unten offenbarte meine Vermutung: Riss im Auspuff. Es war Samstagvormittag und im Fahrerlager war niemand mit einem Schweißgerät aufzutreiben. Hier muss ich einen großen Dank an Jörg Rascher loswerden, der mir sagte das bereits am Vortag jemand Probleme mit einem gerissenen Auspuff hatte, aber gerade gestartet sei. Er sagte mir an wen ich mich wenden sollte und da bekam ich den Tipp von einem Landmaschinenhandel (J. Kreis) direkt in Walldürn. Dort trafen wir einen älteren Herren an, der sich bereitwillig von seiner zerlegten Motorsense unserem Problem zuwendete und ohne viel zu fragen den Auspuff autogen schweißte.

Mit reparierten Auspuff zurück im Fahrerlager war nun schnelles Schrauben angesagt, da der erste Rennlauf nicht mehr lange auf sich warten ließ.

Wir wurden rechtzeitig fertig und ich konnte mitfahren. Starten kein Problem, Auspuff wieder leise. Auf Grund der hohen Außentemperaturen wurde der Motor jedoch wieder sehr schnell sehr warm und der Start wurde wie bereits in Schleiz zum Desaster, so dass ich als letzter in die Schikane einfuhr und Mühe hatte den Motor am Laufen zu halten. Wieder eine Aufholjagd von ganz hinten. Am Ende kam ich, von Startplatz 11 gestartet, im ersten Rennen als 11ter ins Ziel.

Da ich immer noch vermutete das der starke Leistungsverlust beim Anfahren durch die „fett“ abgestimmten Vergaser und die hohen Außentemperaturen zustande kam (wenn sie erst mal lief, dann war ja alles in Ordnung) , wollte ich nicht an der Abstimmung der Vergaser rumspielen, da für den nächsten Tag „kälteres“ Wetter vorhergesagt war, was sich am Abend auch schon bemerkbar machte da es rundherum gewitterte und des nachts stark regnete.

Auch wenn es am Sonntagmorgen wieder sehr warm war, zum Mittag zog sich der Himmel zu und es wurde merklich kühler. Die Startvorbereitungen liefen ohne Probleme, selbst die Einführungsrunde lief gut. Der Start, siehe Vortag. Wieder als letzter weggekommen. Nur dieses Mal fing es nach der zweiten Runde an zu regnen. Erst zaghaft und dann immer heftiger. Die Markierungen auf der Start-/Landebahn wurden zur Rutschbahn wenn man sie nicht umfahren konnte. Zum Glück betraf dieses Problem natürlich alle Fahrer. Leider gelang es mir im zweiten Rennen aber nur wieder auf Rang 15 vorzufahren, da die Rennleitung entschieden hatte, das Rennen nach der Mindestlaufzeit für eine Wertung abzubrechen, um zu verhindern, dass es doch noch zu einem Sturz kommt.

Wieder heil zu Hause angekommen, wurde erst einmal die Kompression geprüft. 1 bar unterschied auf den Zylindern. Jetzt heißt es rausfinden wieso. Ich hab da so eine Vermutung, davon dann später mehr. Jetzt muss erst einmal der Fehler behoben werden, damit ich ohne Problem auf dem Sachsenring starten kann.

Vielen Dank auch an meine Tochter, die mich bisher zu jedem Rennen begleitet und im Fahrerlager unterstützt hat (zum Anschieben, als Mechaniker oder „Grid-Girl“)
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Schleizer Dreieck (25.05. – 27.05.)

Im Gegensatz zu den ersten beiden Rennen, sagte die Wettervorhersage eher schlechtes Wetter für das Rennwochenende voraus, was sich auf unserer Anreise nach Schleiz zu bewahrheiten schien. Nach den ersten 100 Kilometern auf der Autobahn begann es zu regnen. Dieser Regen sollte auf unsere Fahrt über Nacht mal mehr, mal weniger bis Schleiz begleiten.

Wider Erwarten hörte der Regen in Schleiz aber auf und man konnte einen schönen Sonnenaufgang bewundern. Von Regen erstmal keine Spur.

Da die meisten Teilnehmer schon am Vortag angereist waren, war die Suche nach einem vernünftigen Platz im Fahrerlager erst nach ungefähr einer Stunde mehr oder weniger erfolgreich und nachdem wir uns eingerichtet hatten ging es auch schon das erste Mal zum Training. Die Strecke ist zu den anderen Pisten, auf denen wir unterwegs sind, allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, da es neben vielen schönen Kurven auch noch bergauf und bergab geh und die Auslaufzonen doch eher nur im geringen Maß vorhanden sind.

Nach anfänglich vorsichtiger Fahrt um den Kurs erinnerte es mich mehr und mehr an meine „jugendlichen Ausritte“ auf den Straßen im Weserbergland. Zusammen mit dem verbesserten Fahrwerk (ich habe mir mal ein neues Federbein gegönnt, welches nun auch dämpft und nicht nur federt), verbesserte ich meine Zeiten von Training zu Training.

Dann kamen die Rennen. Mittlerweile überschritt das Thermometer die 30°C. Da mein Motorrad sehr „fett“ abgestimmt ist, nimmt es mit zunehmender Temperatur immer schlechter Gas an. Dann musste wir zum ersten Lauf unendlich lange im Vorstart stehen. Die Temperatur vom Motor wurde immer höher und erreichte dann die 85°C. als wir in die Startaufstellung gefahren sind. Der Start war eine einzige Katastrophe. Was bisher immer gut funktioniert hat, klappte gar nicht. Die Leistung brach beim Anfahren so stark ab, das mir der Motor fast abgestorben ist. Nur mit Mühe konnte ich dem Feld folgen, das sich immer weiter von mir entfernte. Erst nach einer halben Runde nahm der Motor wieder ordentlich Gas an und es dauerte weitere zwei Runden, bis die Motortemperatur langsam weniger wurde. Von da an lief es gut. Runde für Runde gelang es mir, mich in dem auseinander gezogenen Feld an Fahrern vor mir vorbei zu kämpfen und ich konnte die Plätze, die ich beim Start verloren hatte, alle wieder gutmachen.

Beim zweiten Rennen hatte wir genau die gleichen Witterungsbedingungen wie am Vortag. Zum Glück ging es aus dem Vorstart bei diesem Mal aber schneller auf die Strecke, so dass die Motor-Temperatur diesmal nicht über 75°C gegangen ist. Einführungsrunde, Startaufstellung, der Posten mit der roten Flagge geht von der Strecke, die Ampel geht an, die Drehzahl auf 12.000 Umdrehungen, die Motoren kreischen, die Sicht durch den Zweitaktqualm beeinträchtigt, die Ampel geht aus.

Alle ziehen an mir vorbei und die Drehzahl meiner TZ ist wieder im Keller, kurz vorm Absterben des Motors. Wieder habe ich Mühe an das Feld heranzukommen, aber auch dieses Mal machte es wieder sehr viel Spaß von hinten durch das Feld zu fahren. Dann eine Gruppe anderer 350er Fahrer direkt vor mir, Rad an Rad. Einer verbremst sich, meine Chance, vorbei an beiden. Geschafft, einen der „alten Hasen“ überholt. Freude, bis zu der nächsten Schikane als ich von ihm wieder überholt wurde. Konter. Start-Ziel Gerade. Ich mach mich so klein wie möglich. Wir sind wieder gleichauf. Wer bremst zuerst? Die Kurve am Ende Start-Ziel fliegt auf uns zu. Anbremsen, einlenken und rum. Ich bin vorn und kann die Position bis ins Ziel retten. Freude auf der ganzen Linie. Das hat Spaß gemacht.

Beim Einpacken nach dem Rennen fing es leicht an zu regnen. Als alles eingepackt war und wir uns auf den Weg machten, begann es zu gießen. So stark, das alle weiteren geplanten Rennläufe abgesagt wurde, weil die Strecke nicht mehr befahrbar war.

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Hockenheim (11.05. – 13.05.)

Das zweite Rennen der Saison fand auf dem Hockenheim Ring statt. Zusätzlich zu meiner Yamaha TZ 350 habe ich auch Valeries 125er Aprilia mitgenommen um sie in der Parade zu fahren, da Valerie vom Arzt dringend abgeraten wurde auf einem Rennmotorrad zu fahren, bis geklärt ist, was die Probleme mit dem linken Arm hervorruft.

Mein erster Trainingslauf in dem ich zur besseren Orientierung erst einmal in touristischer Geschwindigkeit gefahren bin, wurde von einer Rotphase unterbrochen, in der sich das gesamte Feld von über 40 Motorrädern in der Boxengasse einzufinden hatte. Da ich der erste in der Boxengasse war und uns niemand sagen konnte was genau los ist, habe ich das Motorrad erst einmal ausgemacht, um die Motortemperatur in einem erträglichen Rahmen zu halten. Leider wurde dann die Rotphase ohne Vorwarnung aufgehoben und von hinten schossen alle Motorräder aus der Boxengasse links und rechts an mir vorbei. Um in diesem Gewühl keine Kollision während des Anschiebens zu verursachen, wartete ich bis alle an mir vorbei waren und fuhr als letzter los. Da nun die Trainingszeit sehr knapp wurde, entschied ich mich etwas zügiger zu fahren.

Auf der Strecke orientierte ich mich dann an den Entfernungstafeln vor den Kurven um die jeweiligen Bremspunkte für mich festzulegen. 150, 100, bremsen, 50, rein in die Kurve. So ging es gut bis zur Einfahrt ins Motodrom. Konzentration auf die Entfernungsschilder. Entfernungsschilder? Bevor ich es realisiert habe das dort keine Schilder sind, war die Kurve schon da. Bremsen! Mehr bremsen! Geradeaus oder rein in die Kurve. Geradeaus wäre Auslauf da. Noch mehr bremsen und doch in die Kurve. Ich wird langsamer, und noch langsamer, die Kurve geht langsam aus, aber ich stehe ja auch schon fast. Ein Lübecker Hütchen genau auf meiner Linie. Links oder rechts vorbei? Zu spät, getroffen. Vorderrad rutscht weg, Motorrad neigt sich zur Seite, Bodenkontakt. Nach wenigen Metern rutschen kommt alles zum Stehen. Zum Glück lieg ich nicht in der Ideallinie. Motor läuft noch. Hinterrad dreht noch. Aufstehen, Motor aus, Motorrad aufrichten, damit nicht noch mehr Sprit aus den Vergasern läuft. Alle Hebel sind noch dran, außer ein paar Kratzern in der Verkleidung keine Schäden zu erkennen. Anschieben und weiter geht’s. Erst später am Tag spürte ich die Auswirkung von diesem Ausrutscher. Die Rippen taten auf der rechten Seite doch arg weh. Erst ein paar Tage später diagnostizierte ein befreundeter Arzt eine gebrochene Rippe (tut jetzt aber nicht mehr weh). An eine vernünftige Zeit war in diesem Trainingslauf nun aber leider nicht mehr zu denken.

Die Parade auf der Aprilia meiner Tochter lief dann ebenfalls nicht so glatt. Nach einer Runde stand das Motorrad mit festgefahrener Vorderradbremse. Wie sich herausstellte ein Fehler meinerseits. An den Bremshebel meiner Yamaha gibt es immer etwas Spiel. Die Bremse von der Aprilia war aber ohne Spiel eingestellt. Jedoch fühlte sich das Ziehen der Bremse an wie bei der TZ (etwas Spiel und dann ein vernünftiger Druckpunkt), nur mit dem einen Unterschied das in dem Fall die Bremse schon immer leicht gezogen war wenn ich das vermeintliche „Spiel“ überbrückt hatte. Auf jeden Fall endete der erste Lauf der Parade für mich auf dem „Besenwagen“, wobei wir zu dritt alle Kraft aufwenden mussten um das kleine Motorrad auf den Wagen zu bekommen, da sich das Vorderrad nur widerwillig drehte. Als wir dann wieder im Fahrerlager angekommen waren, war alles wieder gut und das Motorrad bewegte sich als wäre nichts gewesen. Bei einer Analyse des Problems stieß ich schnell auf den Fehler den ich gemacht hatte, so dass es in meinem zweiten Paradelauf keine Probleme gab und ich feststellen musste, das sich die Aprilia mit den 17 Zoll Rädern wesentlich handlicher um den Kurs dirigieren lässt als die TZ mit den 18 Zoll Reifen.

Die weiteren Trainingsläufe mit der TZ liefen dann ganz gut und ich konnte mich trotz der schmerzenden Rippen in jedem Trainingslauf verbessern. Leider reichten die Zeiten im Rennen aber nicht aus, so dass ich in der Gruppe GP350 in beiden Rennen als letzter durchs Ziel ging, aber trotzdem einige Punkte sammeln konnte, da andere in meiner Gruppe durch technische Defekte oder Stürze ausgeschieden waren.

Alles in allem muss ich aber sagen, dass es trotz der schmerzenden Rippen und der einen damit verbundenen schlaflosen Nacht unheimlich viel Spaß gemacht hat und Valerie sowie mein Arbeitskollege Georg, der extra seinen Urlaub so gelegt hat, um mich auf der Rennstrecke zu sehen, mich toll unterstützt haben.
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Franciacorta (29.03. – 01.04.)

Nach einer Anreise mit plötzlichem Schneefall in Österreich und damit verbundenen verschneiten Passstraßen (ich hatte gerade auf Sommerreifen gewechselt) kamen wir nach fast 20 Stunden Fahrt bei strahlendem Sonnenschein und milden 17 ° C. am Autodromo di Franciacorta an. Wie erwartet, waren die besten Plätze im Fahrerlager bereits belegt, das störte aber nicht weiter, da wir ja einen Boxenplatz gemietet hatten.

Nachdem wir uns dort häuslich eingerichtet hatten und auch der Papierkram erledigt war, wurden die Motorräder ohne Beanstandungen durch die technische Abnahme gebracht. Dann ging´s in unsere Pension, in der wir schon im letzten Jahr gastiert hatten und es wurde nach 39 Stunden auf den Beinen erst mal ausgeschlafen.

Am nächsten Morgen ging es das erste Mal auf die Strecke. Da ich mit einem grundüberholten Motor in meiner TZ unterwegs war, hieß es für mich erst einmal die Sache gelassen angehen und die ersten Training-Turns mit gemäßigter Drehzahl abzuspulen.

Für Valerie war es dann die erste Fahrt auf ihrer 125 Aprilia ex ADAC Junior Cup Maschine in der Regularity Klasse, für die sie in diesem Jahr eingeschrieben ist. Im Gegensatz zur Yamaha RD 250 LC, die sie im letzten Jahr aufrecht sitzend fahren konnte, musste sie sich auf der Aprilia lang machen. Was in den ersten beiden Runden klasse aussah, endete in der dritten Runde mit einer Fahrt in die Boxengasse, wegen Schmerzen im linken Arm. Nach einer kurzen Pause wurde der zweite Versuch gewagt, der aber wieder in der Box endete, da die Schmerzen stärker wurden.

Die Vermutung lag nah, das die neue Sitzhaltung daran Schuld war. Als Versuch wurde ein Polster an den Tank geklebt, um weiter hinten auf dem Sitz zu bleiben, jedoch veränderte auch dies an den bestehenden Problemen nichts. Nach bereits zwei Runden traten die gleiche Probleme wieder auf und wir entschieden gemeinsam, keinen weiteren Versuch zu probieren, denn eine Teilnahme an einem der Rennläufe unter den Bedingungenwäre eine Gefährdung für Valerie selbst und jeden anderen Teilnehmer in der Klasse. Obwohl sie sehr traurig war nicht selbst fahren zu können, blieb ihr jetzt mehr Zeit ihren Freund zu supporten, der in der Superbike Klasse startet.

Meine Trainingsläufe liefen gut und mit Startplatz 19 von 28 Startern erreichte ich einen Platz im hinteren Mittelfeld meiner Startgruppe, was für mich einen enorme Steigerung bedeutete, da ich im letzten Jahr in Franciacorta noch vom letzten Platz starten musste. Am Schluss reichte es für Platz 16 in der Gesamtwertung der Startgruppe, und Platz 8 in der Einzelwertung da wir in der Startgruppe mit unterschiedlichen Hubraumklassen starten.

Besonders toll für mich war, mal nicht als letzter in meiner Hubraumklasse ins Ziel zu kommen, was mir für die Saison ein wenig Hoffnung machte.

Nachdem die Rennen gelaufen waren, packten wir die Sachen um uns am nächste Morgen in aller Frische auf den Rückweg ins kalte Deutschland zu machen, in der Hoffnung, das uns nicht wieder plötzlicher Schneefall erwischt.

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